«WAS NUME VO FROUE CHUNNT, ISCH NÜT NUTZ!»
Diesen Satz mussten die Frauen aus dem Gründungsjahr 1932 wohl ein paar Mal über sich ergehen lassen. Trotz allem nahmen bereits 40 Frauen an der Gründungs-Hauptversammlung vom 13. Juni 1932 teil. Der Verein ist gediehen und an seinen Aufgaben gewachsen. Man hat arme Leute unterstützt, genäht, geflickt, Kleider gesammelt und verteilt, später im Krieg die Soldatenfürsorge, ein Soldatenkrankenzimmer im Schulhaus Stalden und eine Soldatenstube eingerichtet, in welcher ein Glas Milch oder ein Süssmost 10 Rappen kostete. Im Jahr 1943 war der Frauenverein schon sehr fortschrittlich – kam doch bereits die Kindergartenfrage auf. Und zwar steht in einem Protokoll, dass in Konolfingen zur Zeit kein geeignetes Lokal zur Verfügung stehen würde und ebenso die finanziellen Mittel fehlen. Eine sogenannte Krippe würde in Konolfingen bessere Dienste leisten. Die ganze Frage ist bis nach dem Kriege aber zurückzustellen. Schlussendlich hat es aber dann doch noch länger gedauert….
1944 ersuchte das Aktionskomitee, «Mitarbeit der Frau in der Gemeinde», den Frauenverein um Mithilfe bei Unterschriftensammlungen. Man strebte noch nicht das Frauenstimmrecht an, jedoch «Die Frauen haben besonders in den letzten Jahren bewiesen, dass sie fähig sind, an der Seite der Männer mit zu helfen. Die Aktiven erstreben noch nicht das Frauenstimmrecht, sondern vorläufig vermehrte Heranziehung der Frau in den kirchlichen, sozialen und erzieherischen Belangen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Unterschriften gesammelt und an den Grossen Rat gebracht werden» (Zitat aus einer Vorstandsitzung). Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine Weihnachtsfeier mit den Internierten organisiert. Man hörte alte Reiseberichte in Versform und genoss das Beresina-Lied. Erwähnenswert ist auch, dass man sich nach einer Wartefrau umsehen sollte, welche sich bei Krankheitsfällen in Familien, die überlastete Gemeindeschwester unterstützen kann. Am 1. August 1944 trat eine Frau diesen Dienst an und war sofort ausgelastet. Für Leute mit kleinen Einkommen musste für die Wartefrau Fr. 1.50 pro Tag bezahlt werden, für Bessergestellte Fr. 2.50 und für Gutbetuchte Fr. 4.- bis Fr. 5.-. Dies kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Wartefrau durch eine Haushaltshilfe abgelöst, welche ein wichtiges Standbein des Frauenverein darstellt. Aus rechtlichen Gründen wurde dieses Angebot im Jahr 1996 in den neuen Trägerverein Spitex integriert.
In den Nachkriegsjahren hat man sich auch mit Jugendthemen beschäftigt. So wurde an der Hauptversammlung im Jahr 1948 zu einem Vortrag über Jungend in der Not folgende Aussage gemacht: «Es ist ein Wunder, dass es mit unserer Jugend nicht schlimmer steht, angesichts der immer zahlreicher und grösser gewordenen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind. Weitere und in letzter Zeit am meisten besprochene Gefahren sind die Reklamen und Zeitschriften, Kinos, Bar und Dancing. Wenn wir diese bekämpfen, so bekämpfen wir aber nur die Ausdrücke unserer Zeit, statt das Grundübel: Die Zerstörung der Familie.
Im Jahr 1950 wollte der Frauenverein eine Säuglings- und Mütterberatungsstelle einrichten. Der Gemeinderat lehnte das Gesuch jedoch ab. Der Frauenverein gab jedoch nicht auf und so konnte die Beratungsstelle im Jahr 1956 eingerichtet werden. Auch andere erwähnenswerte Einsätze können in den 50er Jahren erwähnt werden. So war Konolfingen das Sammelzentrum für eine Büchersammlung für Gefangene. Insgesamt hat der Frauenverein 5000 Bände sortiert und verpackt. Der Hauptanteil ging an die Bezirksgefängnisse Schlosswil und Laufen. Auch die gut organisierten Nähkurse waren sehr gefragt und wurden rege besucht. Das BIGA (Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit) sicherte damals sogar 50% Staatsbeiträge der Leiterinnenlöhne zu. Ein weiterer Meilenstein war sicher im Jahr 1957 die Errichtung einer Brockenstube, die für den Verein eine nie versiegende Geldquelle bedeutet. Damals war die Brockenstube immer am 1. Samstag des Monats geöffnet und innert 3 Verkäufen wurden bereits 700 Franken eingenommen (Vergleich 1 kg Halbweisses Brot kostete damals 71 Rappen).
Ende der 50er Jahre ist der Frauenverein vermehrt politisch aktiv gewesen, ging es doch darum, dass die Frau in der Schweiz das Stimmrecht erhalten sollte. Bei der ersten Abstimmung im Jahr 1958 haben die Männer noch nein gesagt. Erst im Jahre 1971 erhielten die Frauen das Eidgenössische Stimmrecht. Der Frauenverein versuchte aber auch in Kommissionen auf Gemeindeebene Einzug zu erhalten. So haben die Frauen ein Gesuch verfasst, in welchem der Hoffnung Ausdruck gegeben wurde, dass mindestens 3 Frauen in die Schulkommission gewählt würden. Mit Genugtuung wurden im Jahre 1958 erstmals 3 Frauen in dieses Gremium gewählt.
Im Jahr 1982 konnte der gemeinnützige Frauenverein bereits sein 50jähriges Bestehen mit einem nostalgischen Rückblick, mit Gratulanten aus Gemeinde und Kirchgemeinde, sowie mit den Emmentaler Jodlern feiern. Der Kirchgemeindesaal in Konolfingen vermochte all die Frauen und Gäste kaum zu fassen, so gross war der Andrang zur Jubiläums-Hauptversammlung des gemeinnützigen Frauenvereins. Die Frauen des Vorstandes hatten in nostalgischen Kleidern und Hüten ein ganzes Programm einstudiert, das viel Applaus erntete. Ein wichtiges Projekt der jüngeren Geschichte war die Kindertagesstätte in Konolfingen, die vom Frauenverein initiiert wurde. 2004 nahm die «KITA» den Betrieb auf, mittlerweile wird diese autonom geführt. Auf all diese Heldentaten konnte man an der Hauptversammlung im Februar 2007 zum 75-jährigen Bestehen des Frauenvereins zurückschauen. Es gäbe sicher noch viele einmalige Taten zu erzählen, aber so können wir zum 100-jährigen Jubiläum auch noch ein paar Geschichten zum besten bringen.